Bordapotheke: Medikamente auf See
Warum ist die Bordapotheke ein so wichtiger Bestandteil der Vorbereitung? Während eines Segeltörns kann es leicht zu kleineren Unfällen, Anfällen der Seekrankheit oder Grippewellen kommen. Eine gut ausgestattete Apotheke oder der eigene Hausarzt sind in solchen Momenten natürlich nicht in direkter Reichweite. Daher müssen Sie im Vorfeld bereits für eine professionelle medizinische Grundausstattung sorgen. Wer gut geschützt in den Segeltörn starten will, sollte sich schon rechtzeitig um die Befüllung der Bordapotheke kümmern, denn mit Seekrankheit & Co. ist nicht zu spaßen.
Die Bordapotheke ist mit das wichtigste Gepäckstück an Bord eines Segelboots.
Hier zeigen wir Ihnen die richtige Vorgehensweise bei der Bestückung Ihrer Bordapotheke und nennen Ihnen Medikamente und Instrumente, die Sie auf keinen Fall vergessen sollten. Außerdem erfahren Sie alles über die richtige Aufbewahrung und Kontrolle der Bordapotheke und Sie finden bei uns auch eine Vorschlags-Liste die Ihnen aufzeigt, welche Medikamente welches Anwendungsgebiet abdecken. Segeln360 hilft Ihnen dabei, unbeschwert in See zu stechen!
Die Bordapotheke - Ein wichtiges Gut auf See
Eine gut sortierte Bordapotheke darf während keinem Segeltörn fehlen. Sie sollte dabei aber mehr enthalten, als ein grundlegender Erste-Hilfe-Kasten, damit Sie perfekt für sämtliche Krankheits-Fälle und Eventualitäten ausgerüstet sind. Sind Sie auf Charterreise auf dem See oder Meer, ist der nächste Arzt meist in weiter Ferne und nicht direkt zur Stelle. Schnelle medizinische Hilfe durch Ihre Bordapotheke ist daher umso wichtiger. Seekrankheit, starker Sonnenbrand, Durchfall, Insektenstiche und andere Krankheiten und Verletzungen an Bord sind – mit der richtigen Segel-Apotheke – kein unüberwindbares Hindernis. Die Bordapotheke sollte auf die gesamte Crew abgestimmt werden, um im Ernstfall jedem Passagier bestmöglich helfen zu können.
Die richtige Vorgehensweise
Haben Sie schon Erfahrung im Bestücken Ihrer Bordapotheke? Oder sind Sie ein Segelcharter-Neuling und dies ist Ihr erster Törn?
Egal auf welchem Erfahrungsstand Sie sich auch befinden: Die richtige Vorgehensweise für die gut sortierte Bordapotheke ist immer die Gleiche. Setzen Sie sich möglichst früh mit der gesamten Crew zusammen. Am besten bei einer frühzeitigen Segeltörn Vorbereitung.
Hier haben Sie die Möglichkeit, die Reiseapotheke auf alle Mitsegler abzustimmen. Klären Sie hierbei genau, wer welche Medikamente wann und in welcher Menge benötigt. Auch etwaige Unverträglichkeiten sollten abgesprochen werden, denn nicht jeder verträgt alle medizinischen Inhaltsstoffe. Ebenso kann es nützlich sein, sich bei den Crewmitgliedern über ihren Wissenstand der ersten Hilfe zu erkundigen.
Machen Sie sich von diesen Informationen Notizen, die Sie hinterher in der Nähe der Bordapotheke aufbewahren. Sollte es zu einem medizinischen Zwischenfall kommen, weiß der Arzt vor Ort genau um die Medikation des kranken Crew-Mitglieds.
Beschaffung der Medikamente
Bei der Beschaffung der notwendigen Medikamente sollte Ihnen Ihr Hausarzt helfen. Weihen Sie diesen rechtzeitig in Ihre Segel-Pläne ein und bitten ihn um Mithilfe. Da es sich bei den meisten Medikamenten um verschreibungspflichtige Arzneien handelt, sind Sie auf die Hilfe Ihres Arztes angewiesen. Dieser muss Ihnen nämlich die benötigte Arznei erst verschreiben. In der Apotheke hilft das Gespräch mit dem Apotheker.
Medikamente sind teuer: Und bei den Mengen, die in Ihrer Bordapotheke Platz finden sollen, lasten die Beschaffungskosten schwer auf dem Geldbeutel. Ein Medikamenten-Kostenvergleich zahlt sich hier aus. Fragen Sie Ihren Apotheker auch nach Reimporten. Diese Medikamente sind, bei gleichen Wirk- und Inhaltsstoffen, kostengünstiger, als die deutschen Originale.
Sind Sie in warmen Gebieten oder sogar in den Tropen unterwegs? Dann fragen Sie Ihren fachkundigen Apotheker ebenfalls nach der Tropentauglichkeit Ihrer Arznei auf der Einkaufsliste. Hier empfiehlt sich auch, ein gutes Medikament zur Malaria-Prophylaxe in die Bordapotheke zu stecken.
Was gehört in die Bordapotheke?
Die Zusammenstellung Ihrer Bordapotheke hängt von verschiedenen Faktoren ab. So sollte die Bordapotheke natürlich besonders gründlich und umfassend erstellt werden, wenn Ihre Segelstrecke über viele Meilen hinweg keine Möglichkeit bietet, einen Hafen anzusteuern.
Auch die Versorgungsmöglichkeiten des jeweiligen Reviers können stark variieren und sollten beachtet werden. Neben den notwendigen Medikamenten für die gesamte Crew sollten Sie deshalb immer auch Mittel gegen häufig anfallende Beschwerden in der Bordapotheke bereithalten.
Sie benötigen Arzneimittel gegen:
- Seekrankheit
- Magen-Darm-Beschwerden
- HNO-Krankheiten
- Fieber
- Schmerzen
- Infektionskrankheiten
- Hautkrankheiten/Juckreiz
Weitere Notwendigkeiten:
- Verbandsmaterial
- Kompressen
- Kühlpads
- Schere
- Pinzette
- Fieberthermometer
- Blutdruckmessgerät
- Pflaster
- Antibiotika
- Sterile Einmalhandschuhe
- Wärmepflaster
- Rettungsdecke
- Zungenspatel
- Pupillenleuchte
- Ggf. Einmal-Spritzen
Angst vor der Hygiene in anderen Ländern?
Sollten Sie in Ländern segeln, in denen die hygienischen Verhältnisse nicht einwandfrei gegeben sind, so empfiehlt sich die Mitnahme von verschiedenen Einmal-Spritzen. Sollten Sie eine Krankheit erleiden, die eine Behandlung bei einem niedergelassenen Arzt notwendig macht, können Sie diesen bitten, Ihnen die mitgeführten Einmal-Spritzen zu verabreichen. So gehen Sie dem Risiko aus dem Weg, sich durch infizierte Spritzen mit Infektionskrankheiten anzustecken.
Sollten Sie einen schweren Unfall erleiden der eine Bluttransfusion unumgänglich macht, so belehren Sie Ihre Crew für den Fall der Fälle. Sorgen Sie sich um eine Ansteckung, kann Ihre Crew dann einen raschen Rücktransport veranlassen. Die Spritzen für den Arzt sollten Sie in einem gesonderten Behältnis von Ihrer Bordapotheke aufbewahren. Ebenso gehören weitere Medikamente, die nur von einem Arzt verabreicht werden dürfen (wie beispielsweise Infusionen), gesondert und sicher aufbewahrt. So stellen Sie sicher, dass jedes Crew-Mitglied sofort weiß, dass dieser Kasten bei schweren Unfällen oder Erkrankungen eines Mitseglers mitgeführt werden muss.
Tipp: Für einige Tropenkrankheiten, wie zum Beispiel für Malaria, gibt es bereits medizinische Schnelltests in Form von Testkassetten. Sollten Sie während Ihres Törns in tropischen Segelrevieren Symptome entsprechender Krankheiten bei Ihnen oder einem Ihrer Crewmitglieder bemerken, können Sie einen solchen Schnelltest zunächst einmal selbst durchführen. Bedenken Sie aber, dass diese Tests nicht immer ein gültiges Ergebnis liefern. Suchen Sie daher umgehend einen Arzt auf. Ihre Gesundheit geht vor!
Die richtige Aufbewahrung der Bordapotheke
Genauso wichtig wie der Inhalt der Bordapotheke ist die richtige Lagerung. Bewahren Sie Ihre Bordapotheke stets außerhalb der Reichweite von Kindern auf. Der Ort sollte kühl und trocken sein. Hier empfiehlt sich eine Aufbewahrung nah an der Bordwand und unterhalb der Wasserlinie. So ist die Bordapotheke auch in sehr warmen Gegenden gut gegen die Hitze außerhalb geschützt.
Denken Sie daran, die Medikamente stets in den Originalverpackungen zu belassen. So können Sie einerseits immer das Mindesthaltbarkeitsdatum checken und haben andererseits immer den Beipackzettel zum passenden Medikament zur Hand. Dank diesem können Sie ganz bequem die richtige Dosierung, die möglichen Nebenwirkungen und die Anwendungsgebiete nachlesen.
Als nützlich erweist sich auch die Aufbewahrung in wassergeschützten Behältnissen. Trennen Sie die Medikamente Ihrer Bordapotheke stets von den Verbandstoffen und den Instrumenten. Eine Taschenlampe in der Nähe verhilft Ihnen auch bei Dunkelheit zu einem guten Blick auf den Inhalt der Bordapotheke.
Tipp: Sollten Sie mit Kindern oder älteren Menschen auf der Yacht unterwegs sein, so stimmen Sie diesen Umstand ebenfalls mit der Bordapotheke ab. Kindern und älteren Menschen fällt es manchmal schwer, größere Tabletten einzunehmen. Führen Sie daher Zäpfchen oder Saft für verschiedene Anwendungsbereiche mit.
Vorschläge für Ihre Bordapotheke
Anwendungsgebiete | Medikament | |
---|---|---|
Seekrankheit | Schwindel, Übelkeit, Erbrechen | Reisetabletten, Vomex A |
Hals-Nasen-Ohren | Schnupfen, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen, Husten | Meditonsin, Dolo Dobendan, Otovowen, Codicaps |
Magen-Darm | Durchfall, Erbrechen, Übelkeit | Imodium akut, Vomex, Zäpfchen |
Augen | Bindehautentzündung, Gerstenkorn | Visadron Tropfen, Tramal Tropfen |
Allergie | Heuschnupfen, Tierhaare | Cetirizin |
Haut-Krankheiten | Verbrennungen, Entzündungen, Schürfwunden | Fenistil Gel, Tyrosur Gel, Betaisodona, Panthenol |
Schmerzen/Fieber | Kopfschmerzen, Fieber, Bauchschmerzen, Gliederschmerzen, Prellungen | Ibuprofen, Aspirin, Paracetamol, Voltaren |
Sonstige Erkrankungen | Blutergüsse, Hämorrhoiden | Mobilat Salbe, Posterisan Zäpfchen |
Achtung: Bei unseren Medikamenten-Vorschlägen handelt es sich selbstverständlich um keine genauen Vorgaben. Diese dienen lediglich der Übersicht und dem besseren Verständnis an die mannigfaltigen Anforderungen Ihrer Bordapotheke. Für Ihre speziellen Bedürfnisse lassen Sie sich immer von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten.
Die regelmäßige Kontrolle Ihrer Bordapotheke
Fahren Sie häufiger in den Segel-Urlaub, so ist eine regelmäßige Prüfung der Reiseapotheke unvermeidbar. Während dieser Tests können Sie leere Medikamente auffüllen und alte Arzneien entsorgen. Der Check der Bordapotheke beinhaltet:
- Kontrollieren Sie das Mindesthaltbarkeitsdatum der enthaltenen Arznei
- Entsorgen Sie aufgeweichte Tabletten
- Ersetzen Sie ausgelaufene Salben und Cremes
- Übelriechende oder verfärbte Medikamente sollten Sie austauschen
- Eingetrocknete Salben sind zu entsorgen
- Offene, nicht mehr sterile Verbandstoffe austauschen
- Lange geöffnete und nicht kühl gelagerte Arzneimittel sind auszutauschen
- Ergänzen Sie die Bordapotheke um Medikamente für eventuell neu aufgetretene Beschwerden
- Medikamente an neuen Crewmitgliedern ausrichten
Perfekte Vorbereitung von Anfang an
Mit diesen Tipps sollte Ihnen die Zusammenstellung der Bordapotheke schnell und einfach gelingen. Achten Sie neben der gut sortierten Bordapotheke auch auf einen ausreichenden Impfschutz aller Crew-Mitglieder. Erforderliche Impfungen für das Urlaubsland sollten Sie rechtzeitig auffrischen, um vor Ort geschützt zu sein. Eine fachkundige Beratung erhalten Sie von Ihrem Arzt oder im Tropeninstitut. Informieren Sie sich hier bereits frühzeitig über die Fristen für die einzelnen Impfungen und führen Sie diese auch rechtzeitig durch.
Gut ausgerüstet und mit dem richtigen Impfschutz können Sie sich auf Ihren Segeltörn freuen und sind so für alle Krankheits-Fälle bestens gewappnet.
Wir von Segeln360 wünschen Ihnen eine schöne und gesunde Segel-Reise.
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