Portraits außergewöhnlicher Segler

SY Balou: Der Traum einer Weltumsegelung

Von Braunschweig hinaus in die Welt: Beate Eggers und Reiner Gassen sind seit Juli 2015 auf Langzeitfahrt! Nach jahrelangem Refit und Optimierung ihrer Segelyacht Balou haben sie den Atlantik überquert und wollen nun auch das zweite Jahr ihrer Weltbesegelung in der Karibik verbringen. Ihre Erlebnisse halten sie auf ihrem Blog SY Balou fest. Festgefahrene Reisepläne vermeiden die beiden allerdings, viel lieber lassen sie sich unterwegs inspirieren.

Es reizt uns, an Orte zu kommen, die man als normaler Tourist nicht zu sehen bekommt. 

Wir haben mit den beiden darüber gesprochen, wie sie zum Segeln kamen, was beide antreibt und sie von ihren Segel-Abenteuern berichten lassen. Was die beiden uns erzählt haben und welche Tipps sie für diejenigen haben, die auch vom Segeln träumen, erfahren Sie im folgenden Interview.

Die SY Balou in voller Fahrt

Beate Eggers und Reiner Gassen im Interview

Beate Eggers und Reiner Gassen beim Schnorcheln

segeln360: Wann haben Sie mit dem Segeln angefangen?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Wir segeln erst seit 2004, sind also im Vergleich mit anderen Späteinsteiger.

segeln360: Was löst das Segeln in Ihnen aus? Was motiviert Sie?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Segeln löst bei uns ein Gefühl von Abenteuer und Freiheit aus. Es ist zu gleichen Teilen Spannung und Entspannung und gibt einem damit sowohl die Möglichkeit sportlicher Betätigung als auch Zeit und Ruhe, den Gedanken nachhängen zu können. Insbesondere bei schlechtem Wetter geht man dabei auch mal bis an seine Grenzen. Außerdem sind wir beide abenteuerlustig und es reizt uns, an Orte zu kommen, die man als normaler Tourist nicht zu sehen bekommt.

segeln360: Wann entstand die Idee, eine Weltumsegelung machen zu wollen?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Die Idee einer Weltumsegelung entstand bereits früh während unserer ersten Charterurlaube. Wir genossen das Leben an Bord mit all seinem Verzicht und stellten uns schnell vor, nicht nur an zweiwöchige Urlaube gebunden zu sein, sondern einfach immer weiter fahren zu können. 

Die SY Balou vor der Küste
Segelportrait: Fluss im Dschungel
Eine Bucht im Sonnenuntergang

segeln360: Was war der bisher schönste Ort, den Sie gemeinsam besegelt haben?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Sehr gut gefallen hat uns bisher die Küste von Galizien, die wir im Vorfeld gar nicht so wahrgenommen hatten. Es war eine echte Überraschung und im Nachhinein denken wir oft, wir hätten dort mehr Zeit verbringen sollen.

Von der bisherigen Karibik hat uns am besten das Dreieck zwischen Carriacou, Union Island und den Tobago Keys gefallen. Dort haben wir die Strände, die Palmen und das türkisfarbene Wasser gefunden und die nettesten Menschen getroffen. Von den Inseln selber liegt bei uns Tobago ganz weit vorne. Auch hier haben wir interessante Menschen kennengelernt und die großartige Natur genossen. Auf Tobago fanden wir die schönsten Schnorchel- und Tauchgründe. 

Beate Eggers präsentiert den gefangenen Fisch

segeln360: Was denken Ihre Familie und Ihre Liebsten von Ihrer Weltumsegelung?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Unsere Familie ist sehr zwiegespalten. Einerseits gönnen sie uns diese Reise und sind auch ein bisschen stolz auf uns, andererseits vermissen sie uns sehr. Uns geht das genauso und manchmal macht es das Ganze auch schwer. Aber in Zeiten des Internets kann man manche Sehnsucht überbrücken.

segeln360: Was ist Ihr Traumreiseziel?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Ein Traumziel haben wir nicht. Es gibt so viele Orte, die wir gerne noch sehen möchten. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass man manchmal von einem Ziel, an das man hohe Erwartungen hatte, enttäuscht wird, während man von anderen Orten, die man vorher so gar nicht bewusst wahrgenommen hat, bezaubert ist – siehe Galizien.

Warnschild an Palme

segeln360: Wie lange wollen Sie noch weiter die Welt besegeln?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Wie lange wir noch unterwegs sein werden, wissen wir noch nicht. Das hängt sicherlich auch etwas von der Familie ab. 

segeln360Wie finanzieren Sie die Weltumsegelung?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Finanziert haben wir die Reise durch Verzicht in den letzten Jahren. Wir haben keine großen Urlaubsreisen mehr gemacht oder teure Möbel gekauft. Alles, was übrig war, floss ins Boot – und das war nicht wenig. Der vorzeitige Ausstieg aus dem Berufsleben hat zwar Einbußen in Bezug auf Renten, aber wir wollten nicht mehr länger warten. Gesundheit und Fitness schienen uns wichtiger.

segeln360: Gab es auch schon brenzlige Situationen an Bord?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Brenzlige Situationen hatten wir noch nicht. Durch das ausgeprägte Refit des Schiffes und die Vorbereitung, die wir bis auf wenige Tätigkeiten selbst durchgeführt haben, kennen wir aber auch jede Schraube, jedes Kabel und jeden Winkel des Schiffes und können bei Unregelmäßigkeiten sofort reagieren. Dennoch gibt es durchaus anstrengende Situationen. Mehrere Tage Starkwind mit vielen Wellen oder stundenlange Fahrten durch Gewitter können ganz schön an die Nerven gehen.

segeln360: Was darf an Bord für Sie persönlich auf gar keinen Fall fehlen?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Fehlen darf auf gar keinen Fall die Kurzwelle. Auch wenn nichts mehr erreichbar ist, wie zum Beispiel auf dem Atlantik, haben wir die Möglichkeit, Kontakt zur Außenwelt zu halten und jederzeit an aktuelle Wetterdaten zu kommen.

segeln360: Welche Tipps haben Sie für Leute, die auch vom Segeln rund um die Welt träumen?

Beate Eggers und Reiner Gassen: Unser Tipp für alle, die eine solche Reise vorhaben, heißt ganz klar: Losfahren. Wir haben viele Segler kennengelernt, die sich jahrelang vorbereiten und immer weiter optimieren. Leider haben sie dabei das Losfahren verpasst. Man wird nie fertig und kann immer weiter verbessern. Aber das geht auch unterwegs. Und ganz ehrlich: Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. 

Die SY Balou

segeln360: Herzlichen Dank für Ihre Teilnahme an unserer Interview-Kampagne! Wir wünschen Ihnen weiterhin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel! 

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