Die Navigation beim Segeln
Die Segel-Navigation ist für die Seefahrt von großer Bedeutung, sie hilft, sich auf allen Gewässern dieser Welt zurechtzufinden. Jeder Segeltörn ist abhängig von sorgfältiger Orientierungsarbeit, damit Sie während der Fahrt sicher unterwegs sind und in einer angemessenen Zeit an Ihrem Wunschziel ankommen. Im nautischen Bereich wird die Kursbestimmung auch Steuermannskunst genannt. Natürlich ist die Navigation nicht nur der Seefahrt vorbehalten, sondern sie ist ebenso elementarer Bestandteil der Ortsbestimmung an Land und in der Luft.
Gutes Navigieren erfordert nicht nur theoretisches Technik-Wissen, sondern auch handwerkliches Geschick bei der Umsetzung
Beim Segeln gibt es unterschiedliche Methoden und Instrumente, die Ihnen die Hauptaufgaben der Segel-Navigation erleichtern. Ein guter Steuermann besitzt nicht nur das nötige Technik-Wissen, sondern auch genügend Erfahrung und Interpretationsgabe, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch beim Navigieren gilt, wer fleißig übt ist klar im Vorteil! Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Methoden, Instrumente und Begrifflichkeiten vor.
Grundlagen der Navigation bei der Seefahrt
Die wichtigsten Navigationsaufgaben beim Segeln sind die Bestimmung der genauen geografischen Position Ihres Schiffs, die Ermittlung der optimalen Reiseroute unter Berücksichtigung aller geografischen, meteorologischen und ozeanografischen Bedingungen sowie das Ausrechnen der Geschwindigkeit und des Kurses über Grund und im Wasser.
Selbst unter den widrigsten Bedingungen, beispielsweise während eines Sturms, bei schwerem Wetter oder Nebel, muss die Erfüllung dieser Aufgaben gewährleistet sein. Deswegen erfordert die Segel-Navigation nicht nur theoretisches und technisches Wissen, sondern auch handwerkliches Geschick bei der Umsetzung.
Viele der Verfahren müssen nicht nur richtig angewendet, sondern auch interpretiert werden. Diese Ergebnis-Interpretation profitiert vor allem von Erfahrung und Intuition. Eine der Grundlagen der Segel-Navigation ist daher auch die Begeisterung für den Segelsport!
Navigieren lernen - Orientierung auf See
In den Jahrtausenden der Seefahrergeschichte wurden unterschiedliche Verfahren entwickelt, um sich anhand der Küste, den Gestirnen oder den Gezeiten auf See orientieren zu können. Mit der Einführung der Satellitennavigationssysteme, vor allem seit der Freigabe des „Global positioning System“ (GPS) zur zivilen Nutzung, ist die Ortsbestimmung heutzutage sehr viel genauer möglich.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die anderen Navigationsverfahren keinen Zweck mehr erfüllen! Denn in der Regel geht es nicht darum ganz genau zu wissen wo sich das Schiff befindet, sondern darum in der aktuellen Umgebung sicher zu segeln. See- und Gezeitentafeln, der Magnetkompass oder auch der Sextant zählen immer noch zu den wichtigsten Navigationsinstrumenten auf See.
Segel-Anfänger müssen daher den richtigen Umgang mit diesen klassischen und modernen Werkzeugen üben. Denn die Navigation für die Seefahrt will gelernt sein! Aus diesem Grund nimmt sie bei jedem Segel-Kurs und auf jedem Lern-Törn einen erheblichen Teil des Stundenplans ein. Im Sinne der Seemannschaft lernen Sie dabei die wichtigste Ausrüstung kennen sowie den korrekten Umgang mit allen Instrumenten.
Auch bei den Prüfungen zu den verschiedenen Segelscheinen geht es sowohl im theoretischen als auch im praktischen Teil um die Segel-Navigation. In der Theorie gilt es verschiedene Fragen zur Seenavigation schriftlich zu beantworten. Vor allem wenn es um die höheren Scheine geht, wie beispielsweise den Sportseeschifferschein (SSS) oder den Sporthochseeschifferschein (SHS), werden die Prüfungsfragen zum Navigieren immer anspruchsvoller und umfassender.
In der Praxis einiger Prüfungen können Aufgaben der Seenavigation auf Sie zukommen. Ihr Können müssen Sie unter anderem bei diesen Aufgaben beweisen:
- Aktuellen Schiffsort bestimmen
- Kurs-Bestimmung – und -Umwandlung
- Arbeit mit Empfänger für satellitengestütztes Funknavigationsverfahren
- Nutzung von Steuerkompass oder Handpeilkompass
Begrifflichkeiten: Das kleine ABC der Seenavigation
Gezeitentafeln | Tafeln, die zum Berechnen von Wasserstand-Vorhersagen in Tidengewässern genutzt werden. In Deutschland werden jährlich neue Gezeitenkarten herausgegeben. |
Kimm | Sichtbare Grenzlinie zwischen Erdoberfläche und Luft. |
Knoten | Eine Seemeile pro Stunde entspricht einem Knoten (Geschwindigkeitsangabe). |
Kompass | Instrument zur Bestimmung von Himmelsrichtungen, Peilrichtung oder Navigationskursen. (Unterschiedliche Versionen: Magnetkompass, elektronischer Kompass, Kreisel- oder Sonnenkompass etc.). |
Lot | Ein Gerät zur Messung der Wassertiefe und zum Aufspüren von Fischschwärmen. Heutzutage benutzt man elektronische Echolote, die mit Schallwellen arbeiten. |
Navigationsset | Ein Set zum effektiven Arbeiten mit Seekarten. Es Beinhaltet ein Navigationsdreieck, ein Anlegedreieck und einen geeigneten Zirkel. |
Anlegedreieck | Dreieck zum Verschieben des Navigationsdreiecks, damit an jeder Stelle der Seekarte der richtige Kurs eingetragen werden kann. |
Marinezirkel | Zirkel zum Messen und Übertragen von Distanzen in die Seekarte. |
Navigationsdreieck | Dreieck zum Bestimmen und Eintragen von Kursen. |
Seekarten | Karte über befahrbare Seewege, Schifffahrtsstraßen mit Angaben über Tiefe, Verkehrstrennungswege oder Gefahrenstellen (Stromkabel etc.) → Grundlage der Kartennavigation. |
Seemeilen | Längeneinheit auf See, beträgt exakt 1852m. |
Sextant | Nautisches und optisches Messgerät zum Berechnen von Winkeln von weit entfernten Objekten. In erster Linie wird es zum Errechnen des Winkelabstands eines Gestirns zum Horizont benutzt. |
Methoden & Instrumente der Seenavigation
Seekarten-Navi
Zu den grundlegenden und immer noch angewendeten Methoden gehört die Sichtnavigation. Hierbei orientieren Sie sich mittels Seekarten, die nicht nur Seewege und Küsten zeigen, sondern auch Untiefen, Schifffahrtszeichen oder Fahrrinnen. Mit Hilfe eines Navigationssets und der richtigen Seekarte sind Sie in der Lage, den gefahrenen und zukünftigen Kurs sowie den Schiffsort zu bestimmen.
Das Arbeitsprinzip ist bei jeder Seekarte dasselbe und wird in Segelkursen ausführlich gelernt, da es ein entscheidender Punkt in den Sportbootführerschein-Prüfungen ist. Inzwischen gibt es sogar elektronische Seekarten. Da auf See aber immer die Gefahr eines Stromausfalls besteht, ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass an Bord eines jeden Schiffs auch Papier-Karten vorhanden sein müssen.
Lotung und Kopplung
Bei der terrestrischen Navigation in Küstengewässern dienen Landmarken, wie Hafeneinfahrten und Leuchttürme, der Orientierung. Durch die Lotung wird die Wassertiefe ermittelt und so wird sichergestellt, dass das Schiff nicht auf Grund läuft.
Inzwischen wird die Tiefe mit elektronischen Echoloten mittels Schallwellen gemessen. Sollten keine Küsten in Sichtweite sein, müssen andere Navigationsverfahren herhalten. Bis heute wird deswegen die Koppelung zur Ortsbestimmung eines sich bewegenden Objekts benutzt.
Anhand der Bewegungsrichtung und der Geschwindigkeit ist es möglich, sich dem Ort des Schiffs ungefähr zu nähern. Hierzu werden ein klassischer Kompass zur Kursbestimmung, eine Logge zur Geschwindigkeitsbestimmung und ein Logbuch zur Informationssammlung verwendet.
Da die Bestimmung mit GPS viel genauer ist, hat die Koppelnavigation heutzutage eher einen informativen und ergänzenden Charakter.
Sextant vs. GPS
Die Schiffsposition wird bei der astronomischen Navigation mit Hilfe eines Sextanten berechnet. Dabei werden zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Gestirnmessungen an Sonne, Mond oder Sternen vorgenommen und zueinander in Verbindung gesetzt. Die Astronavigation wurde fast vollständig durch die Satelliten- und Funknavigation verdrängt, ist aber im Ernstfall immer noch notwendig und daher weiterhin Lernstoff des Sporthochseeschifferscheins.
Wie der Name Satellitennavigation bereits vermuten lässt, funktionieren die Systeme mit einem Netz aus Satelliten, die mit codierten Radiosignalen ständig ihre aktuelle Position versenden. GPS-Empfänger können aus diesen Signallaufzeiten ihre eigene Position bis auf wenige Meter genau bestimmen und ihre Geschwindigkeit berechnen.
Ein guter Steuermann verlässt sich nicht blind auf die GPS-Daten, sondern ist auch mit den klassischen Segel-Navigations-Verfahren vertraut und kann sie erfolgreich anwenden, um Strömungen, Wassertiefe und Position in die Kursplanung mit einzuberechnen und das Boot sicher zu führen.
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